Der Eurovision Song Contest 2011 machte es möglich: Fortuna Düsseldorf musste für die letzten drei Heimspiele der Saison 2010/2011 in einem Ausweichstadion spielen. Nachdem am 12. Oktober 2010 der NDR bekannt gab, dass Düsseldorf den Sängerwettstreit in der Esprit Arena ausrichten wird, begann die Suche nach einer Ausweichspielfläche für die Zweitliga-Kicker. Zunächst sollte der Flinger Broich, Fortunas Heimspielstätte der Zwoten und der Jugendmannschaften, von 7.500 auf 15.000 Zuschauer ausgebaut werden. Doch den von vielen Fans erhofften Traum ließ die Polizei letztendlich platzen und gab erhebliche Sicherheitsprobleme als Grund an. Ein Ausweichen in ein anderes zweitligataugliches Stadion in der Umgebung wurde vom Verein und den Fans abgelehnt, auch wenn das Rewirpowerstadion in Bochum lange im Rennen blieb. Zuletzt entschied die Stadt Düsseldorf sich für einen kompletten Stadionneubau gleich neben der Esprit Arena auf dem Trainingsgelände von Fortuna – aus Stahlrohren erstellt, leihweise für drei Fußballspiele. Am 11. Januar erteilte die Stadt Düsseldorf der Stadionbaufirma Nüssli aus der Schweiz den Auftrag, ein mobiles Stadion für rund 20.000 Zuschauer auf dem 43.000 m² großen Gelände zu errichten. Die Gesamtkosten für die Erstellung der temporären Spielstätte beliefen sich auf 2,8 Millionen Euro netto.
In Anlehnung an die Esprit-Arena befand sich der Gästebereich im Norden des mobilen Stadions mit Platz für insgesamt 2.000 Gästefans, davon 600 Sitzplätze. Die Nordtribüne bot zudem für 1.940 Fortuna-Fans Sitzplätze. An den Kopfseiten des Spielfeldes hinter den Toren hatten die Tribüne eine Länge von 84 Meter und eine Tiefe von 22 Metern. Die Südtribüne war mit Stehplätzen für 5.938 Fortuna-Anhänger ausgelegt. Die Tribünen an den Längsseiten hatten eine Länge von 122 Metern. Die Osttribüne hatte eine Tiefe von 23 Metern und bot Sitzgelegenheiten für 5.632 Zuschauer. In der Osttribüne war analog zur Arena die Skybox untergebracht, von der aus die Sicherheitskräfte – Polizei, Feuerwehr, Sanitäts- und Orderdienst – ihre Einsätze koordinierten. Die Westtribüne hatte eine Gesamtkapazität von 4.676 Sitzplätzen, davon befanden sich 1.000 im VIP-Bereich. Vor der Westtribüne waren zudem Plätze für Rollstuhlfahrer reserviert. Alle Tribünen waren überdacht.
In das mobile Stadion waren zwei Video-Anzeigetafeln sowie eine Beschallungs- und Videoüberwachungsanlage integriert. Mit der Videoüberwachungsanlage konnte der Stadioninnenraum wie auch der Außenbereich überwacht werden. Das Stadion besaß zudem eine mobile Flutlichtanlage bestehend aus vier Masten mit einer Höhe von rund 30 Meter. Die Führungskameras des TV wurden mit Podesten unter das Tribünendach gehangen. Im Umfeld des mobilen Stadions waren Verpflegungskioske und Toilettencontainer aufgestellt. Das zweigeschossige VIP-Zelt fand auf dem Gelände hinter der Westtribüne Platz.
Eingeweiht wurde das mobile Stadion mit dem EM-Qualifikationsspiel der deutschen U 17-Nationalmannschaft gegen die Ukraine am 26. März 2011. Das Spiel wurde kurzfristig nach Düsseldorf vergeben und konnte somit als Testlauf für die Zweitligabegegnungen dienen. Die U 17-Nationalmannschaft gewann vor 6.372 Zuschauern mit 2:0. Fortuna Düsseldorf trug anschließend seine drei letzten Saison-Heimspiele in der airberlin world aus:
Datum | Uhrzeit | Gast | Zuschauer | Ergebnis |
15.04.2011 | 18:00 | Union Berlin | 18.900 | 3:0 |
24.04.2011 | 13:30 | Arminia Bielefeld | 18.100 | 2:0 |
08.05.2011 | 13:30 | Alemannia Aachen | 20.100 | 3:1 |
Fortuna stellte mit den drei Siegen einen einmaligen, nicht zu wiederholende Rekord auf: Nicht nur ungeschlagen sondern auch verlustpunktfrei in einem Stadion gespielt!
Für regelmäßige Besucher der ESPRIT arena änderte sich zunächst nicht viel. Denn in punkto Infrastruktur und Parkmöglichkeiten war alles so organisiert, wie es bei Zweitligaheimspielen der Fortuna in der Arena der Fall ist. Die Parkplätze des Messegeländes standen wie gewohnt zur Verfügung. Lediglich P2 war ausschließlich für Gästefans vorgesehen.
Das komplett mit roten Stoffbahnen umhüllte Stadion war eingebettet in eine weite Fläche von Rindenmulch, der nicht direkt an Stadionatmosphäre erinnerte, sondern eher an ein Musikfestival oder Reitturnier. Zahlreichen Würstchenbuden und Getränkestände ließen für hungrige und durstige Fußballfans fast keine Wünsche offen.
Die vier Stahlrohrtribünen boten allesamt einen guten Blick auf das Spielfeld, wenn auch der eine oder andere Stützpfeiler im Wege war. Auch die montierten Klappsitze entsprachen den Vorstellungen anspruchsvoller Stadionbesucher.
Die Fluggesellschaft Air Berlin erwarb für etwa 200.000 Euro die Namensrechte für das mobile Stadion, dass airberlin world genannt wurde. Der Namenszug prangerte nicht nur an allen vier Tribünen sondern auch auf dem Dach der Westtribüne, so dass beim Anflug auf den Düsseldorfer Flughafen die Fluggäste auch etwas von diesem Stadion mit bekamen. Und man glaubt gar nicht, wie viele Flugzeuge während eines Spiels im Landeanflug auf Düsseldorf sind.
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